Prof. Dr. paed.
Hans Wocken
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Bayern

         
    Curriculare Fabel  
      Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule. Das Lernen bestand aus Rennen, Klettern, Fliegen, Fischefangen und Schwimmen. Und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet.

Die Ente war gut im Schwimmen. Im Fliegen war sie aber eher durchschnittlich, und im Rennen ein besonders hoffnungsloser Fall. Weil sie im Rennen schlechte Noten hatte, musste sie den Schwimmunterricht ausfallen lassen und nachsitzen, um das Rennen zu üben. Das tat sie so lange, bis sie auch im Schwimmen nur noch durchschnittlich war.

Der Bär hatte seine eigene Methode Fische zu fangen. Er wollte die Fische immer mit der Pfote fangen und nicht mit der Angelrute, wie es im Lehrplan stand. Der Angelunterricht machte dem Bär keinen Spaß, er schwänzte schließlich immer mehr den Unterricht und bekam als Quittung dafür auf dem Zeugnis eine „Sechs" im Fischefangen.

Das Kaninchen war im Rennen der Klassenbeste, mindestens anfänglich. Wegen des vielen Nachhilfeunterrichts im Schwimmen bekam das Kaninchen einen Nervenzusammenbruch und wurde in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert.

Das Eichhörnchen war im Klettern einsame Spitzenklasse und ohne Konkurrenz, aber das Eichhörnchen war ein Problemschüler. In den Flugstunden begannen alle Übungen am Boden, das Eichhörnchen wollte aber unbedingt oben im Baumwipfel beginnen. Wegen seiner Eigensinnigkeit bekam das Eichhörnchen mehrere Einträge ins Klassenbuch und wurde schließlich als „verhaltensgestört" und „erziehungsschwierig" in eine Sonderschule überwiesen.

Die Präriehunde legten vor allen Dingen Wert auf praktische Dinge, die man im Leben auch gebrauchen kann - zum Beispiel Buddeln. Doch die Schulbehörde lehnte es ab, Buddeln in das Curriculum aufzunehmen. Deshalb gaben die Präriehunde ihre Jungen zum Dachs in eine Privatschule.

Am Ende des Jahres hielt ein anormaler Aal, der gut schwimmen, etwas rennen, klettern, fliegen und Fischefangen konnte, als Schulbester die Schlussansprache.

 

(Autor unbekannt; modifiziert von Hans Wocken)